Infografik zu Wilderei und Strafverfolgung in Namibia 2024 mit Fallzahlen und Festnahmen.
344 Fälle, 529 Festnahmen, 83 getötete Nashörner – diese Zahlen zeigen, wie ernst die Lage in Namibia ist. Gleichzeitig wächst der Einsatz gegen Wilderei. Quelle: Namibian National Report – Wildlife Protection 2024
Kampf gegen Wilderei

Zahlen, Fakten & Hotspots – Wo Wilderei in Namibia wirklich passiert

Wilderei ist kein gleichmäßig verteiltes Problem.
Sie konzentriert sich in Namibia auf wenige Regionen und bestimmte Tierarten. Die Daten des Nationalen Wildschutzberichts 2024 zeigen, dass mehr als 70 % aller registrierten Fälle auf klar definierte Hotspots entfallen.
Diese Konzentration entsteht durch das Zusammentreffen von Wildtierbeständen, schwachen Kontrollen und eingespielten Schmuggelrouten.

Hotspots der Wilderei in Namibia

Mehr als zwei Drittel aller Wildereifälle entfallen auf wenige Schlüsselregionen: die Zambezi-Region, Oshikoto, Otjozondjupa und Gebiete rund um den Etosha-Nationalpark. Diese Regionen sind durch ihre Grenzlage, hohe Wildtierdichte und schwache Kontrollstrukturen besonders anfällig. Die Tätergruppen nutzen Transitwege, Grenzabschnitte und Schutzgebiete, um ihre Aktivitäten effizient zu organisieren und zu verschleiern.

Gesamtentwicklung – Fallzahlen 2020 – 2024

Die Wilderei in Namibia zeigt über die letzten Jahre eine deutliche Verschiebung in Intensität und Zielarten.
Während Fleischwilderei zwar rückläufig ist, bleibt Hochwertwilderei auf Elefanten, Nashörner und Pangoline auf hohem Niveau.

JahrGesamtfälleFleischwildereiHochwertwildereiPangolin-FälleElefanten-FälleNashorn-FällePflanzliche FälleVerhaftungen
20204312191526033630888
20214582081987157732880
2022443208174363410512720
202339915218160338918673
202434413616638261047529

Quelle: MEFT National Report Wildlife Protection 2024

Zentrale Trends:

  • Fleischwilderei (meat poaching) sinkt langsam, bleibt aber zahlenmäßig dominant.

  • Hochwertwilderei bleibt konstant hoch, insbesondere auf Nashörner.

  • Pangolin-Fälle sind rückläufig, aber international weiterhin relevant.

  • Pflanzliche Fälle (z. B. illegale Entnahme seltener Arten) nehmen leicht zu.

  • Die Zahl der Verhaftungen sinkt parallel zu den Fallzahlen – ein Hinweis auf verstärkte Prävention, aber auch auf verbesserte Taktiken der Täter.

Hotspots – Regionale Schwerpunkte der Wilderei

Mehr als zwei Drittel aller Wildereifälle in Namibia treten in drei Regionen auf:

RegionHauptdeliktBesonderheiten
ZambeziFleischwildereiHohe Wilddichte, schwache Kontrollen, Grenzlage zu Sambia & Botswana, Transitkorridor
OshikotoMischformenVerknüpfung lokaler Fleischwilderei mit Transitnetzwerken
OtjozondjupaTransit & HochwertwildereiWichtige Durchgangsregion für Schmuggelnetzwerke Richtung Norden
Etosha-RegionHochwertwilderei (Nashörner, Elefanten)Nähe zu Schutzgebieten, Ziel organisierter Gruppen
Grenzgebiete Angola/BotswanaHochwertwilderei & SchmuggelGrenzüberschreitender Handel, schwierige Überwachung, Kartellaktivitäten
Karte zeigt regionale Verteilung aller registrierten Wildtierkriminalitätsfälle in Namibia 2024.
Hotspots der Wildtierkriminalität: In nur wenigen Regionen konzentriert sich ein Großteil aller registrierten Fälle. Quelle: Namibian National Report – Wildlife Protection 2024

Arten im Fokus – Verteilung nach Zielarten

Art / Kategorie20202021202220232024
Nashörner637310589104
Pangoline6071366038
Elefanten3357343326
Fleischwilderei (gesamt)219208208152136
Pflanzenfälle0212187

Quelle: MEFT National Report Wildlife Protection 2024

  • Nashornwilderei ist seit 2022 wieder stark angestiegen.

  • Elefantenwilderei bleibt rückläufig, aber stabil auf niedrigem Niveau.

  • Pangoline bleiben international begehrt – Namibia ist Transit- und Ursprungsland.

  • Fleischwilderei dominiert die Fallzahlen, aber nicht die mediale Wahrnehmung.

  • Pflanzenwilderei, etwa seltene Sukkulenten, entwickelt sich zu einem neuen, wachsenden Problemfeld.

Taktiken & Dynamiken

Aus den Fallanalysen des MEFT-Berichts ergibt sich ein klares Muster:

  • Fleischwilderei erfolgt meist dezentral mit Schlingfallen – schwer zu kontrollieren.

  • Hochwertwilderei ist organisiert, oft grenzüberschreitend. Tätergruppen verfügen über Fahrzeuge, Waffen, Kommunikationsmittel und nutzen korrupte Netzwerke.

  • Verlagerungseffekt: Wenn der Druck in einer Region steigt, verlagern sich Aktivitäten rasch in benachbarte Regionen.

  • Transitnetzwerke – v. a. über Zambezi und Otjozondjupa – spielen eine zentrale Rolle bei Pangolin- und Elfenbeinhandel.

Kriminelle Dynamiken

Warum sich Wilderei auf wenige Orte konzentriert
Die regionale Häufung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter krimineller Strukturen, die ökologische, geografische und soziale Faktoren miteinander verknüpfen.

Organisierte Gruppen konzentrieren ihre Aktivitäten auf Gebiete, in denen:

  • wertvolle Zielarten wie Nashörner, Elefanten oder Pangoline vorkommen,

  • die staatliche Kontrolle schwächer ist oder schwer durchzusetzen,

  • etablierte Schmuggelrouten über Grenzen oder Transitpunkte führen,

  • menschliche Siedlungen in unmittelbarer Nähe liegen, was Zugang, Logistik und Rekrutierung erleichtert.

Diese Dynamik führt dazu, dass Hotspot-Überwachung und präzise, ortsbasierte Schutzmaßnahmen entscheidend sind.
Wilderei entsteht nicht im luftleeren Raum – sie folgt einer klaren räumlichen Logik, in der Tierbestände, Schwachstellen und menschliche Präsenz ineinandergreifen.

Verhaftungen & Strafverfolgung

Die Zahl der Verhaftungen ist zwischen 2020 und 2024 von 888 auf 529 gesunken.
Wichtig: Diese Zahl spiegelt nicht nur einen Rückgang der Fälle wider, sondern auch veränderte Strategien der Täter und Ermittlungsbehörden.

Während Fleischwilderei zahlenmäßig dominiert, ist der Anteil der Hochwertwilderei-Fälle mit besonders schweren Delikten verbunden.

JahrVerhaftete PersonenAnteil HochwertwildereiAnteil Fleischwilderei
2020888315492
2021880300497
2022720195415
2023673243310
2024529170292

Typische Schmuggelrouten und Transitpunkte

  • Zambezi-Region: Grenzregion zu Botswana und Sambia – häufig genutzter Ausgangspunkt.

  • Otjozondjupa & Oshikoto: Zentrale Transitkorridore, geringe Kontrolldichte.

  • Grenze zu Angola: Einstiegspunkt für Kartellstrukturen, schwer zu überwachen.

  • Etosha-Korridor: Hochwertwilderei auf Nashörner → Schmuggel über Straßenrouten ins Ausland.

Schmuggelrouten verlaufen vorwiegend auf dem Landweg über schlecht kontrollierte Grenzübergänge. Luft- und Seewege spielen bisher eine untergeordnete Rolle.

Neue Entwicklungen & Risikotrends

  • Professionalisierung der Tätergruppen (insbesondere bei Rhino- und Pangolinwilderei).

  • Verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationswege zur Koordination.

  • Zunehmende Verlagerung von Aktivitäten bei wachsendem Kontroll- und Fahndungsdruck.

  • Wachsendes Problem der Pflanzenwilderei, insbesondere Sukkulenten.

  • Bedeutung von Hotspot-Überwachung durch Technologie (Drohnen, Kameras, KI-gestütztes Monitoring) nimmt zu.

Quellen

Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus NamibiaNational Report Wildlife Protection 2024
UNODCWorld Wildlife Crime Report 2022
TRAFFICWildlife Trade Briefings Southern Africa
Giraffe Conservation FoundationStatus Report 2023
– Eigene Feldbeobachtungen & Projektdaten der Namibian Wildlife Foundation