Zahlen, Fakten & Hotspots – Wo Wilderei in Namibia wirklich passiert
Wilderei ist kein gleichmäßig verteiltes Problem.
Sie konzentriert sich in Namibia auf wenige Regionen und bestimmte Tierarten. Die Daten des Nationalen Wildschutzberichts 2024 zeigen, dass mehr als 70 % aller registrierten Fälle auf klar definierte Hotspots entfallen.
Diese Konzentration entsteht durch das Zusammentreffen von Wildtierbeständen, schwachen Kontrollen und eingespielten Schmuggelrouten.
Hotspots der Wilderei in Namibia
Gesamtentwicklung – Fallzahlen 2020 – 2024
Die Wilderei in Namibia zeigt über die letzten Jahre eine deutliche Verschiebung in Intensität und Zielarten.
Während Fleischwilderei zwar rückläufig ist, bleibt Hochwertwilderei auf Elefanten, Nashörner und Pangoline auf hohem Niveau.
| Jahr | Gesamtfälle | Fleischwilderei | Hochwertwilderei | Pangolin-Fälle | Elefanten-Fälle | Nashorn-Fälle | Pflanzliche Fälle | Verhaftungen |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 2020 | 431 | 219 | 152 | 60 | 33 | 63 | 0 | 888 |
| 2021 | 458 | 208 | 198 | 71 | 57 | 73 | 2 | 880 |
| 2022 | 443 | 208 | 174 | 36 | 34 | 105 | 12 | 720 |
| 2023 | 399 | 152 | 181 | 60 | 33 | 89 | 18 | 673 |
| 2024 | 344 | 136 | 166 | 38 | 26 | 104 | 7 | 529 |
Quelle: MEFT National Report Wildlife Protection 2024
Zentrale Trends:
Fleischwilderei (meat poaching) sinkt langsam, bleibt aber zahlenmäßig dominant.
Hochwertwilderei bleibt konstant hoch, insbesondere auf Nashörner.
Pangolin-Fälle sind rückläufig, aber international weiterhin relevant.
Pflanzliche Fälle (z. B. illegale Entnahme seltener Arten) nehmen leicht zu.
Die Zahl der Verhaftungen sinkt parallel zu den Fallzahlen – ein Hinweis auf verstärkte Prävention, aber auch auf verbesserte Taktiken der Täter.
Hotspots – Regionale Schwerpunkte der Wilderei
Mehr als zwei Drittel aller Wildereifälle in Namibia treten in drei Regionen auf:
| Region | Hauptdelikt | Besonderheiten |
|---|---|---|
| Zambezi | Fleischwilderei | Hohe Wilddichte, schwache Kontrollen, Grenzlage zu Sambia & Botswana, Transitkorridor |
| Oshikoto | Mischformen | Verknüpfung lokaler Fleischwilderei mit Transitnetzwerken |
| Otjozondjupa | Transit & Hochwertwilderei | Wichtige Durchgangsregion für Schmuggelnetzwerke Richtung Norden |
| Etosha-Region | Hochwertwilderei (Nashörner, Elefanten) | Nähe zu Schutzgebieten, Ziel organisierter Gruppen |
| Grenzgebiete Angola/Botswana | Hochwertwilderei & Schmuggel | Grenzüberschreitender Handel, schwierige Überwachung, Kartellaktivitäten |
Arten im Fokus – Verteilung nach Zielarten
| Art / Kategorie | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| Nashörner | 63 | 73 | 105 | 89 | 104 |
| Pangoline | 60 | 71 | 36 | 60 | 38 |
| Elefanten | 33 | 57 | 34 | 33 | 26 |
| Fleischwilderei (gesamt) | 219 | 208 | 208 | 152 | 136 |
| Pflanzenfälle | 0 | 2 | 12 | 18 | 7 |
Quelle: MEFT National Report Wildlife Protection 2024
Nashornwilderei ist seit 2022 wieder stark angestiegen.
Elefantenwilderei bleibt rückläufig, aber stabil auf niedrigem Niveau.
Pangoline bleiben international begehrt – Namibia ist Transit- und Ursprungsland.
Fleischwilderei dominiert die Fallzahlen, aber nicht die mediale Wahrnehmung.
Pflanzenwilderei, etwa seltene Sukkulenten, entwickelt sich zu einem neuen, wachsenden Problemfeld.
Taktiken & Dynamiken
Aus den Fallanalysen des MEFT-Berichts ergibt sich ein klares Muster:
Fleischwilderei erfolgt meist dezentral mit Schlingfallen – schwer zu kontrollieren.
Hochwertwilderei ist organisiert, oft grenzüberschreitend. Tätergruppen verfügen über Fahrzeuge, Waffen, Kommunikationsmittel und nutzen korrupte Netzwerke.
Verlagerungseffekt: Wenn der Druck in einer Region steigt, verlagern sich Aktivitäten rasch in benachbarte Regionen.
Transitnetzwerke – v. a. über Zambezi und Otjozondjupa – spielen eine zentrale Rolle bei Pangolin- und Elfenbeinhandel.
Kriminelle Dynamiken
Warum sich Wilderei auf wenige Orte konzentriert
Die regionale Häufung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter krimineller Strukturen, die ökologische, geografische und soziale Faktoren miteinander verknüpfen.
Organisierte Gruppen konzentrieren ihre Aktivitäten auf Gebiete, in denen:
wertvolle Zielarten wie Nashörner, Elefanten oder Pangoline vorkommen,
die staatliche Kontrolle schwächer ist oder schwer durchzusetzen,
etablierte Schmuggelrouten über Grenzen oder Transitpunkte führen,
menschliche Siedlungen in unmittelbarer Nähe liegen, was Zugang, Logistik und Rekrutierung erleichtert.
Diese Dynamik führt dazu, dass Hotspot-Überwachung und präzise, ortsbasierte Schutzmaßnahmen entscheidend sind.
Wilderei entsteht nicht im luftleeren Raum – sie folgt einer klaren räumlichen Logik, in der Tierbestände, Schwachstellen und menschliche Präsenz ineinandergreifen.
Verhaftungen & Strafverfolgung
Die Zahl der Verhaftungen ist zwischen 2020 und 2024 von 888 auf 529 gesunken.
Wichtig: Diese Zahl spiegelt nicht nur einen Rückgang der Fälle wider, sondern auch veränderte Strategien der Täter und Ermittlungsbehörden.
Während Fleischwilderei zahlenmäßig dominiert, ist der Anteil der Hochwertwilderei-Fälle mit besonders schweren Delikten verbunden.
| Jahr | Verhaftete Personen | Anteil Hochwertwilderei | Anteil Fleischwilderei |
|---|---|---|---|
| 2020 | 888 | 315 | 492 |
| 2021 | 880 | 300 | 497 |
| 2022 | 720 | 195 | 415 |
| 2023 | 673 | 243 | 310 |
| 2024 | 529 | 170 | 292 |
Typische Schmuggelrouten und Transitpunkte
Zambezi-Region: Grenzregion zu Botswana und Sambia – häufig genutzter Ausgangspunkt.
Otjozondjupa & Oshikoto: Zentrale Transitkorridore, geringe Kontrolldichte.
Grenze zu Angola: Einstiegspunkt für Kartellstrukturen, schwer zu überwachen.
Etosha-Korridor: Hochwertwilderei auf Nashörner → Schmuggel über Straßenrouten ins Ausland.
Schmuggelrouten verlaufen vorwiegend auf dem Landweg über schlecht kontrollierte Grenzübergänge. Luft- und Seewege spielen bisher eine untergeordnete Rolle.
Neue Entwicklungen & Risikotrends
Professionalisierung der Tätergruppen (insbesondere bei Rhino- und Pangolinwilderei).
Verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationswege zur Koordination.
Zunehmende Verlagerung von Aktivitäten bei wachsendem Kontroll- und Fahndungsdruck.
Wachsendes Problem der Pflanzenwilderei, insbesondere Sukkulenten.
Bedeutung von Hotspot-Überwachung durch Technologie (Drohnen, Kameras, KI-gestütztes Monitoring) nimmt zu.
Quellen
– Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus Namibia – National Report Wildlife Protection 2024
– UNODC – World Wildlife Crime Report 2022
– TRAFFIC – Wildlife Trade Briefings Southern Africa
– Giraffe Conservation Foundation – Status Report 2023
– Eigene Feldbeobachtungen & Projektdaten der Namibian Wildlife Foundation

