Giraffenherde in der namibischen Savanne – Namibian Wildlife Foundation (NWF)
Kampf gegen Wilderei

Giraffen – ein stilles Opfer der Wilderei

Giraffen gehören zu den faszinierendsten Tierarten Afrikas – und gleichzeitig zu den am meisten unterschätzten Opfern der Wilderei. Während Elefanten oder Nashörner oft im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, schreitet der Rückgang der Giraffenbestände seit Jahrzehnten fast unbemerkt voran.

Lebensraumverlust durch menschliche Expansion

In den letzten Jahrhunderten haben Giraffen über 90 % ihres ursprünglichen Lebensraums verloren. Diese Flächenverluste resultieren aus einer Kombination mehrerer Faktoren: zunehmende landwirtschaftliche Nutzung, Viehhaltung, infrastrukturelle Zerschneidung und die Ausbreitung menschlicher Siedlungen. Dieser Druck verringert nicht nur den verfügbaren Lebensraum, sondern führt auch zu Konflikten zwischen Mensch und Tier – etwa wenn Giraffen Felder aufsuchen oder Wasserstellen nutzen, die auch für Vieh vorgesehen sind.

Vom Fleisch bis zu den Knochen – ein stiller Markt wächst

Parallel dazu hat auch die Wilderei zugenommen. Giraffen werden in verschiedenen Regionen Afrikas wegen ihres Fleisches, ihrer Häute und auch wegen ihrer Knochen getötet — die Knochen werden zu Pulver verarbeitet und finden überwiegend Abnehmer in Teilen Asiens, primär in Märkten in China. Im Unterschied zu Elefanten oder Nashörnern geschieht diese Wilderei jedoch leiser, kleinteiliger und oft kaum dokumentiert. Viele Vorfälle erscheinen nie in offiziellen Statistiken, die Dunkelziffer ist hoch und erschwert Erfassung sowie gezielte Gegenmaßnahmen.

Die unsichtbare Komplexität der Wilderei

Wilderei ist weit mehr als der illegale Abschuss einzelner Tiere. Sie ist ein komplexes, transnational vernetztes System, das tief in ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen eingreift.

Laut dem Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus Namibia wurden allein im Jahr 2024 über 340 Fälle von Wildtierkriminalität registriert. Der größte Teil entfällt auf Fleischwilderei – insbesondere auf Antilopen, Giraffen, Zebras und andere Savannenbewohner –, aber auch hochwertige Arten wie Nashörner, Pangoline und Elefanten sind weiterhin stark betroffen.

Besonders problematisch: Ein erheblicher Anteil dieser Verbrechen bleibt unentdeckt oder wird nicht gemeldet. Die offizielle Statistik bildet also nur einen Bruchteil des tatsächlichen Ausmaßes ab. Damit stellt Wilderei nicht nur eine ökologische Bedrohung dar, sondern ist ein strategischer Risikofaktor für Biodiversität, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung.

Ursachen & Treiber – warum Wilderei entsteht

Die Ursachen für Wilderei sind mehrdimensional und reichen von lokalen Armutsfaktoren bis hin zu globaler Nachfrage:

  • Wirtschaftlicher Druck: In Regionen mit Dürreperioden, hoher Arbeitslosigkeit und begrenztem Zugang zu alternativen Einkommensquellen steigt die Jagd auf Wildtiere zur Fleischgewinnung deutlich an.

  • Globale Nachfrage: Internationale Märkte für Elfenbein, Rhino-Horn, Pangolin-Schuppen – und zunehmend auch Giraffenknochen – schaffen lukrative Anreize für Wilderer und Netzwerke.

  • Strukturelle Lücken: In abgelegenen Regionen ist der staatliche Vollzug schwach, Ranger sind unterbesetzt und die Überwachung schwierig.

  • Organisierte Kriminalität: Hinter vielen Fällen stehen professionell strukturierte Netzwerke, die lokale Armut gezielt ausnutzen.

Ökologische Schlüsselrolle der Giraffe

Die ökologische Bedeutung der Giraffe wird häufig unterschätzt. Als Browser (Laubfresser) regulieren sie den Wuchs vieler Baumarten, fördern durch ihre Bewegungen die Verteilung von Samen und öffnen anderen Pflanzenarten Lichtfenster im dichten Buschwerk.

Ihre Präsenz beeinflusst damit ganze Ökosysteme:

  • Baum- und Strauchstrukturen, die durch Giraffen offengehalten werden, begünstigen zahlreiche andere Tierarten.

  • Giraffen transportieren Samen über große Distanzen, was für die Regeneration von Lebensräumen besonders in trockenen Savannen entscheidend ist.

  • Ihr Fehlen kann langfristig zu einer Verbuschung der Landschaft führen – ein Effekt, der wiederum die Wasserverfügbarkeit, Artenvielfalt und landwirtschaftliche Nutzung negativ beeinflusst.

In Regionen wie Namibia, wo Desertifikation und Buschüberwucherung ohnehin zentrale Herausforderungen darstellen, spielt die Giraffe eine ökologische Schlüsselrolle. Ein Rückgang ihrer Populationen verschärft bestehende Probleme.

Ökologische Kettenreaktionen

Das Verschwinden großer Pflanzenfresser wie Giraffen oder Elefanten löst komplexe Kettenreaktionen aus:

  • Samenverbreitung bricht zusammen, Pflanzenvielfalt sinkt.

  • Buschüberwucherung nimmt zu → weniger Wasserretention, mehr Desertifikation.

  • Beutegreifer verlieren Nahrungsquellen → Verlagerung oder Rückgang.

  • Mensch-Tier-Konflikte nehmen zu, wenn Tiere in neue Gebiete ausweichen.

Diese Prozesse sind nicht kurzfristig umkehrbar. Ein Rückgang der Giraffenpopulation wirkt sich jahrzehntelang auf ganze Landschaften aus.

Darstellung der ökologischen Rolle der Giraffe im Savannenökosystem: Samenverbreitung, Förderung anderer Arten und Stabilisierung des Systems – Namibian Wildlife Foundation (NWF)

Giraffenwilderei – eine stille Krise

Giraffen sind besonders stark von Fleischwilderei betroffen, werden aber in den Statistiken oft nicht gesondert ausgewiesen. Laut dem National Report 2024 zählen Giraffen zu den Hauptzielarten bei nicht-kommerzieller und semi-kommerzieller Wilderei.

Neben Fleisch und Häuten gelangen Knochenprodukte zunehmend auf asiatische Märkte, wo sie als Ersatz für Tigerknochen in der traditionellen Medizin verwendet werden. Diese Form des Handels ist weniger sichtbar als der Elfenbeinhandel, aber ökologisch ebenso zerstörerisch, da Populationen langfristig destabilisiert werden.

Ein weiteres Problem: Giraffen leben häufig auf Farm- und Gemeindeland, wodurch Schutzmaßnahmen schwieriger umzusetzen sind als in Nationalparks. Die Dunkelziffer ist hoch, da Fleischwilderei nur selten systematisch erfasst wird.

Balkendiagramm zeigt Anstieg und Rückgang der Fleischwilderei-Fälle in Namibia zwischen 2015 und 2024.
Fleischwilderei-Fälle in Namibia von 2015 bis 2024: Höhepunkt 2019 mit 265 Fällen, danach Rückgang auf 136 Fälle im Jahr 2024. Quelle: Namibia National Report Wildlife Protection 2024.

Giraffenwilderei unterscheidet sich deutlich von der Jagd auf Elefanten oder Nashörner:

  • Sie erfolgt dezentral und oft durch kleine Gruppen oder Einzelpersonen.

  • Die Beute wird häufig lokal verarbeitet oder vermarktet (Fleisch, Häute).

  • Giraffen tauchen seltener in internationalen Schmuggelnetzwerken auf, was zu weniger internationalem Druck und weniger politischer Aufmerksamkeit führt.

  • Viele Bestände befinden sich auf Farm- oder Gemeindeland, was staatliche Überwachung erschwert.

Ein weiteres Problem ist die mangelnde Dokumentation. Während die Jagd auf Nashörner oder Elefanten systematisch erfasst wird, liegen über Giraffenwilderei deutlich weniger belastbare Daten vor. Experten schätzen jedoch, dass sie deutlich unterschätzt wird.

Vergleich der Wilderei nach Tierart: Nashorn, Elefant und Giraffe – Namibian Wildlife Foundation (NWF)
Ranger der Namibian Wildlife Foundation (NWF) beobachtet das Schutzgebiet in Namibia mit einem Fernglas vom Fahrzeug aus.

Monitoring, GPS-Tracking & Schutzmaßnahmen

Der Schutz von Giraffen erfordert andere Strategien als der Schutz von Elefanten oder Nashörnern. Da Giraffen oft in offenen Landschaften leben und große Streifgebiete haben, liegt der Schwerpunkt auf Monitoring, Frühwarnung und Raumschutz.

Moderne Technologien wie GPS-Tracker ermöglichen es:

  • Wanderbewegungen einzelner Tiere zu erfassen und Wanderkorridore zu kartieren,

  • Hotspots zu identifizieren, an denen Konflikte oder Wilderungsrisiken besonders hoch sind,

  • und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln, etwa durch Einrichtung von Pufferzonen oder gezielte Präsenz von Rangern.

Diese Daten helfen nicht nur beim Schutz einzelner Tiere, sondern auch bei der Landschaftsplanung, der Koordination von Schutzgebieten und bei Umsiedlungsprogrammen, die Populationen langfristig sichern.

Die Namibian Wildlife Foundation (NWF) integriert solche Erkenntnisse in ihre strategische Planung. Sie unterstützt lokale Schutzmaßnahmen, entwickelt in Zusammenarbeit mit Partnern Frühwarnstrukturen und trägt so dazu bei, Giraffenbestände besser abzusichern, bevor die Bedrohung eskaliert.

Verhaftungen & Strafverfolgung – Schlüsselfaktor im Kampf gegen Wilderei

Die Bekämpfung der Wilderei steht und fällt nicht allein mit Patrouillen, Rangerarbeit oder Technologie. Entscheidend ist, ob auf eine Tat eine effektive und konsequente Strafverfolgung folgt. Ohne funktionierende Justizstrukturen verlieren Schutzmaßnahmen langfristig ihre Wirkung — Wilderer kalkulieren das Risiko dann schlicht ein.

Zwei Kreisdiagramme zeigen 2024 die Zielarten der Wilderei (Meat species 39 %) und die Nationalität der Verdächtigen (86 % Namibier).
Zielarten und Herkunft der Verdächtigen bei Wildereifällen 2024: 39 % der Fälle betreffen Fleischwilderei, 29 % Nashörner. 86 % der Verdächtigen stammen aus Namibia. Quelle: Namibia National Report Wildlife Protection 2024.

Aktuelle Zahlen und Entwicklungen

Laut dem National Report on Wildlife Protection & Law Enforcement 2024 wurden in Namibia im Jahr 2024

  • 344 Wildereifälle offiziell registriert,

  • rund 230 Personen festgenommen,

  • aber nur etwa 35 % dieser Fälle führten zu einer rechtskräftigen Verurteilung.

Die Diskrepanz zwischen Verhaftungen und tatsächlichen Verurteilungen ist damit erheblich. Viele Fälle verlaufen im Sande oder enden mit geringen Strafen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die eigentliche Herausforderung nicht die Identifikation oder Festnahme der Täter, sondern die lückenlose Beweissicherung, effiziente Verfahren und konsequente Urteilsfindung ist.

 

Festgenommene Person in Handschellen mit Beweisstück aus Wilderei in Namibia.

Besonders bei Fleischwilderei — die mit Abstand den größten Anteil an Fällen ausmacht — ist die Verfolgung oft schwierig:

  • Tatorte befinden sich in abgelegenen Regionen,

  • Beweismittel wie Waffen oder Tierkörper werden rasch entfernt,

  • Zeugen fehlen häufig,

  • und lokale Kapazitäten der Polizei oder Staatsanwaltschaft sind begrenzt.

Hinzu kommt: Hinter vielen scheinbar kleinen Fällen stehen Netzwerke, die systematisch und organisiert agieren — von lokalen Jägern bis zu Zwischenhändlern und Schmugglern. Diese Netzwerke sind schwerer zu fassen als Einzelpersonen.

Indikator20202021202220232024Kommentar 2024
Fälle registriert (alle Kategorien)431458443399344↓ Rückgang seit 2020
Fleischwilderei219208208152136häufigste Kategorie
Hochwertige Arten152198174181166stabil
Pangolin6071366038schwankend
Elefant3357343326
Nashorn (gesamt)637310589104bleibt kritisch
Absicht zur Nashornwilderei87151213Prävention wichtig
Pflanzenfälle0212187moderat
Verdächtige festgenommen (gesamt)888880720673529↓ 40 % seit 2020
       
Fleischwilderei492497415310292Rückgang
Hochwertige Arten315300195243170
Pangolin1051295610664 
Elefant6499645732
Nashorn (gesamt)15481788678konstant
Absicht zur Nashornwilderei5024484544 
Pflanzenfälle04274213 
       
Beschlagnahmte Produkte      
Pangolin lebend82212175
Pangolin tot/Häute6766285345
Pangolin Schuppen926186873905312große Schwankungen
Elefant – Stoßzähne621115510231
Nashorn – Hörner231551514niedrig
Pflanzen04.6934.2871.311700
Rhinos enthornt (Schutzmaßnahme)195115145487398stark ↑ ab 2023
       
Geschätzte gewilderte Tiere      
Elefant1210489gering
Nashorn4853947883stabil-hoch
       
Instrumente beschlagnahmt      
Schusswaffen7855616967stabil
Fahrzeuge4933375136 
       
Gerichtliche Verfahren – Fälle abgeschlossen307378515200244Schwankung
Fleischwilderei192259296117144 
Hochwertige Arten87951444862 
Pflanzenfälle00299 
Verurteilungen (gesamt)24330338617423195 % Verurteilungsrate
Fleischwilderei15221321510214097%
Hochwertige Arten6568113425589%
Pflanzenfälle0025889%
       
Verurteilungen mit Haftstrafe (gesamt)213265375164228Ø 22 Monate
Fleischwilderei12717621197137Ø 13 Monate
Hochwertige Arten62671084255Ø 53 Monate
Pflanzenfälle00238Ø 14 Monate
       
Verurteilungen mit Geldstrafe (gesamt)235288351156218
Fleischwilderei14720520999140Ø N$ 8.038
Hochwertige Arten6363872742Ø N$ 15.258
Pflanzenfälle00258Ø N$ 5.188

Quelle:
Ministry of Environment, Forestry and Tourism (Namibia)Wildlife Crime Statistics Report 2020–2024 (Stand: Oktober 2024)
Interne Auswertung basierend auf nationalen Anti-Wilderei-Statistiken und Gerichtsberichten.

Ursachen für die geringe Verurteilungsquote

Die niedrige Erfolgsquote bei der Strafverfolgung hat mehrere strukturelle Ursachen:

  1. Personalmangel & Ausstattungslücken
    Ermittlungsbehörden und Wildlife Protection Units sind personell unterbesetzt und verfügen oft nicht über die Ausrüstung, um Beweise rechtssicher zu dokumentieren.

  2. Komplexität der Verfahren
    Verfahren gegen Wilderer sind oft komplex: Es geht nicht nur um den Tatnachweis, sondern auch um die Herkunft, Transportwege und Besitzverhältnisse illegaler Produkte.

  3. Lange Verfahrensdauer
    Viele Verfahren ziehen sich über Monate oder Jahre hin. In dieser Zeit verlieren Zeugen, Beweise und öffentliche Aufmerksamkeit an Gewicht.

  4. Fehlende Spezialisierung
    Richter und Staatsanwälte sind häufig nicht speziell auf Umwelt- und Wildtierkriminalität geschult. Das führt zu milderen Urteilen oder Prozessfehlern.

  5. Korruptionsanfälligkeit
    In einigen Fällen werden Ermittlungen durch Korruption behindert — insbesondere bei lukrativen Handelswaren wie Nashornhorn, Elfenbein oder Giraffenknochen.

Lösungsansätze und Reformpfade

Die Namibian Wildlife Foundation und staatliche Stellen arbeiten zunehmend daran, diese Lücken zu schließen. Dabei zeichnen sich mehrere Handlungsfelder ab, die bereits in Pilotprojekten umgesetzt oder diskutiert werden:

  • Spezialisierte Ermittlungs- und Strafverfolgungseinheiten
    Der Ausbau des Environmental Crimes Court ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mit besser geschultem Personal und klaren Zuständigkeiten können Verfahren schneller und rechtssicherer abgeschlossen werden.

  • Forensische Beweissicherung vor Ort
    Mobile Teams, die bei Wildereivorfällen schnell reagieren und Beweise professionell sichern, erhöhen die Verurteilungswahrscheinlichkeit erheblich.

  • Digitale Fallverfolgung & Datenbanken
    Einheitliche Datenbanken ermöglichen es, Tatmuster zu erkennen, Verbindungen zwischen Fällen herzustellen und internationale Netzwerke aufzudecken.

  • Schnellverfahren für eindeutige Fälle
    Bei klarer Beweislage könnten Schnellverfahren für Fleischwilderei dazu beitragen, Gerichte zu entlasten und Urteile zeitnah zu fällen.

  • Härtere Strafen für Hintermänner
    Während lokale Jäger oft aus Armut handeln, profitieren große Händlerstrukturen massiv vom illegalen Handel. Effektive Strafverfolgung muss deshalb die oberen Ebenen der Kette adressieren.

  • Stärkere internationale Kooperation
    Da Wilderei und illegaler Handel grenzüberschreitend funktionieren, sind gemeinsame Ermittlungen und Datenaustausch mit Nachbarländern entscheidend.

Warum das Thema für den Wildereischutz zentral ist

Wenn Verhaftungen nicht zu Verurteilungen führen, verlieren Schutzmaßnahmen ihre Abschreckungswirkung. Wilderer kalkulieren ein geringes Risiko — was insbesondere bei Fleischwilderei und Bushmeat-Handel gefährlich ist, weil diese Formen weit verbreitet sind.

Effektive Strafverfolgung sorgt dagegen für:

  • präventive Abschreckung,

  • höhere Kosten für kriminelle Netzwerke,

  • Vertrauen in staatliche Strukturen,

  • und bessere internationale Nachverfolgbarkeit illegaler Handelsströme.

Damit ist Strafverfolgung kein Randthema, sondern ein strategischer Schlüsselbereich im Kampf gegen Wilderei.

Kampf gegen Wilderei

Häufige Fragen zu Herausforderungen & Hintergründe

Wilderei ist kein isoliertes Naturschutzthema, sondern ein vielschichtiges Sicherheits-, Wirtschafts- und Gesellschaftsproblem.
Sie zerstört Tierpopulationen, destabilisiert Ökosysteme, entzieht lokalen Gemeinden Einkommensquellen, begünstigt Korruption und organisiert kriminelle Netzwerke.

In Ländern wie Namibia entsteht ein Teufelskreis: Je schwächer die Tierbestände und die Schutzstrukturen, desto attraktiver wird Wilderei für kriminelle Akteure – und desto teurer werden Schutzmaßnahmen.

Wilderei betrifft damit nicht nur Tiere, sondern auch wirtschaftliche Stabilität, Ernährungssicherheit und gesellschaftliche Entwicklung.

Wilderei verändert ganze Ökosysteme.
Wenn Schlüsselspezies wie Giraffen, Nashörner oder Elefanten verschwinden, bricht die ökologische Balance zusammen:
– weniger Samenverbreitung → geringere Pflanzenvielfalt,
– veränderte Vegetationsdynamiken → beschleunigte Verbuschung,
– Rückgang anderer Tierarten → geringere Biodiversität.

Langfristig führt dies zu ökologischer Verarmung und verstärkt Phänomene wie Desertifikation und Klimafolgen.

Ein großer Teil der Wilderei wird nicht lokal konsumiert, sondern durch globale Nachfrage befeuert.
– Elfenbein, Rhino-Horn, Pangolin-Schuppen und zunehmend auch Giraffenknochen gelangen über Schmuggelrouten nach Asien oder in Spezialmärkte weltweit.
– Online-Handel, TCM-Nachfrage und Luxusprodukte verstärken den Druck.
– Wilderer vor Ort sind oft das letzte Glied einer organisierten, transnationalen Wertschöpfungskette.

Maßnahmen gegen Wilderei müssen daher lokal ansetzen, aber international abgestimmt erfolgen.

Im Gegensatz zu Nashörnern oder Elefanten steht die Giraffe weniger im öffentlichen Fokus.
Giraffenwilderei erfolgt:
– kleinteiliger, oft durch Einzelpersonen oder kleine Gruppen,
– meist für Fleisch, Häute und Knochen (letztere u. a. für asiatische Märkte),
– überwiegend im ländlichen Raum auf Privat- oder Gemeindeland.

Viele Vorfälle werden nicht gemeldet oder nicht statistisch erfasst, was zu einer hohen Dunkelziffer führt. Dadurch fehlen oft belastbare Zahlen – und Schutzmaßnahmen setzen zu spät an.

Wirtschaftliche Notlagen und klimatische Krisen wie Dürren erhöhen die Anfälligkeit für Wilderei.
Wenn Fleischpreise steigen oder andere Einkommensquellen fehlen, greifen manche Menschen auf illegale Jagd zurück – insbesondere bei Bushmeat.

Dieses Phänomen betrifft nicht nur organisierte Banden, sondern auch Menschen, die sich in prekären Situationen befinden.
Effektiver Schutz erfordert deshalb soziale und wirtschaftliche Alternativen – z. B. Gemeindetourismus, Beschäftigung im Naturschutz oder geregelte Nutzungsrechte.

Namibia hat in den letzten Jahren gezielt die rechtliche Infrastruktur gestärkt:
– Einrichtung des Environmental Crimes Court,
– spezialisierte Ermittlungs- und Strafverfolgungseinheiten,
– stärkere Anwendung von POCA (unexplained wealth orders) zur Vermögensabschöpfung,
– integrierte Datenbanken für bessere Nachverfolgung.

Diese Strukturen erhöhen die Abschreckung, beschleunigen Verfahren und verbessern die Beweislage – ein entscheidender Hebel im Kampf gegen organisierte Kriminalität.

Organisierte Wilderei schwächt staatliche Strukturen, indem sie:
Ressourcen bindet, die an anderer Stelle fehlen,
lokale Sicherheitslagen destabilisiert,
Korruption fördert, wenn große Geldsummen im Spiel sind,
– und gesellschaftliches Vertrauen in Behörden und Naturschutz untergräbt.

Je länger Wilderei toleriert wird, desto schwerer wird es, Vertrauen, Sicherheit und Biodiversität wiederherzustellen.